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Kanye West – 808s & Heartbreak

Nach dem äußerst erfolgreichen „Graduation“-Album überrascht Kanye West seine Fans mit einem lupenreinen Pop-Album. Den Verkaufszahlen der ersten Woche nach zu urteilen, folgt die Mehrheit seinem neu eingeschlagenen Weg.

Kanye West – 808s & Heartbreak

  • Artist:Kanye West
  • Title:808s & Heartbreak
  • Producer:Kanye West
  • Label:Roc-A-Fella/Universal
  • Homepage:Website aufrufen
  • Release:21.11.2008
  • Rating:3.5

Die Ankündigung des GOOD-Music Owners, auf seinem neuen Album nur zu singen, dürfte einen Großteil seiner Fans nicht gerade in Begeisterungsstürme versetzt haben. Allerdings dauerte es bei den meisten auch eine Weile, bis sie akzeptierten, dass der talentierte Beatbastler für sein Solo-Debüt „College Dropout“ 2004 neben der Musik auch die Rap-Parts übernahm. Genausowenig wie Kanye ein versierter Rapper ist, kann man das von seinen Sangeskünsten behaupten. Um trotzdem die Töne zu treffen, bedient er sich auf „808s & Heartbreak“ des zurzeit so beliebten Autotune-Plug-Ins, sodass seine Stimme mehr wie ein Daft-Punk-Roboter als wie er selbst klingt. Überraschenderweise ist dies weniger unangenehm als es zu befürchten war. Spätestens nach den ersten sehr gelungenen Songs  bemerkt man es kaum noch.

Im Vergleich zu seinen vorangegangenen Alben fällt insbesondere auf, dass Kanye fast gänzlich auf Samples verzichtet hat, also quasi das Merkmal, das ihn bisher ausgezeichnet hat. War dieser Trend in Ansätzen auch schon auf „Graduation“ zu verzeichnen, hat er sich nun komplett von seinem alten Stil distanziert. Wie groß sein musikalischer Einfluss auf „808s & Heartbreak“ tatsächlich ist, lässt sich allerdings kaum feststellen, quellen die Credits doch geradezu vor Gastmusikern, -sängern und Arrangeuren über. Auch textlich bestreitet Mr. West neue Wege: Die melodramatische Stimmung seiner Instrumentals hat sich auch auf die Texte übertragen, die beinahe schon als depressiv zu bezeichnen sind. Kanye singt über den plötzlichen Tod seiner Mutter, das Ende seiner Beziehung und Beziehungsprobleme im Allgemeinen sowie über seine Probleme als Superstar („My friend showed me pictures of his kids, and all i can show him was pictures of my cribs” auf “Welcome To Heartbreak”). In einigen wenigen Songs („Amazing“ mit dem einzigen wirklichen Rap-Feature von Young Jeezy) bricht er aus diesem Schema aus, doch gerade in Songs, wo er den Albumtitel besonders wörtlich nimmt („Say You Will“, “Welcome To Heartbreak”, „Bad News“, „Coldest Winter“) überzeugt er am meisten. Diesen sehr gelungenen Momenten stehen leider auch eine Handvoll weniger geglückter Songs gegenüber, allen voran die zwei Singles „Love Lockdown“ und „Heartless“ sowie das musikalisch ziemlich überladene „Robocop“. Doch dank des gelungenen ersten und letzten Albumdrittels bleibt der Gesamteindruck ein positiver.

Anspieltipps: „Say You Will“, “Welcome To Heartbreak”, “Paranoid”, „Bad News“, “See You in My Nightmares”,  „Coldest Winter“

Fazit: Der Albumtitel bringt es auf den Punkt: Auf Drums aus Rolands TR-808 Maschine singt sich Kanye West den Frust von der Seele. Seinem Ziel, ein Pop-Superstar zu werden, ist er mit diesem Werk definitiv ein Stückchen näher gekommen.

© Geschrieben von Felix Schaufelberger


Im Kanye West-Player kann man sich die Snippets anhören...