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Yassir - Paragraph 31

„This is not my cup of tea“ pflegten die sonst wenig erkenntnisreichen Briten zu sagen, wenn sie mit einer Sache nichts anfangen konnten. Ähnlich geht es mir mit „Paragraph 31“, dem Debütalbum des derzeit inhaftierten „Echte Musik“ Schützling und Frankfurter Straßenrapper Yassir. Kann ich mich doch mit so viel Straßenrap nix anfangen, gibts doch gerade in diesem Bereich den größten Müll des Deutschraps...

Yassir - Paragraph 31

Cover: Paragraph 31

  • Artist:Yassir
  • Title:Paragraph 31
  • Producer:Brisk Fingaz, PhreQuincy, Lex Barkey, M3&Noyd, STI, Benny Blanco, Martelli
  • Label:Echte Musik
  • Homepage:Website aufrufen
  • MySpace:MySpace aufrufen
  • Release:31. Oktober 2008
  • Rating:3

Allerdings hat Yassir - um das gleich vorne wegzunehmen - in raptechnischer Hinsicht doch einiges auf dem Kasten, aber als krass herausragend sind dessen Fähigkeiten dann doch (noch) nicht zu bezeichnen - dazu ist der ‚Geläutete’ wohl auch noch nicht so lange dabei.

Hinzukommend hat es der Ex-Bozz Music Rapper auch nicht gerade einfach; zu einem sind unter den Featuregästen so allerhand Namhaftes zu finden, die sich nicht wirklich auf ihrem Niveau bewegen („Teufelskreis“ mit Solo, „Kämpfersong“ mit Jonesmann, „Schaut mir in die Augen“), will heißen von denen hat man schon bessere Parts gehört, und obendrauf verkackt ausgerechnet Yassirs Labelchef Jonesmann die Hook zu „Kämpfersong“ auf eine schier lustlose Art und Weise. Auch die Hook von „Teufelskreis“ mit Solo (439) ist fürs Ohr eher eine Qual anstatt angenehmes Futter für die doch so empfindlichen Gehörnerven.

Ansonsten gibt es gewohnt satte Kost vom Reimroboter Tone („Hart aber wahr“ und „Therapie“). Dem Protagonisten selbst nimmt man zu jeder Zeit die Selbstkritik und den Schmerz, Hass, Frust, den er inne hat und den er ständig mit sich trägt, durchaus ab; allerdings hat er sich das aufgrund seines Tun in der Vergangenheit selber zuzuschreiben. Die Quittung mit seinen vier Knastaufenthalten hat er sich ja dabei wohl redlich verdient und ob er daraus auch wirklich etwas gelernt hat, ist mitunter etwas fraglich, denn die Schuld sucht er nicht (nur) bei sich, sondern wie es so viele machen, auch bei anderen (z.B. „Mein Leben“, speziell auf „Paragraph 31“). Trotzdem mag man ihm seine Selbstreflektion und seine Art der Selbsttherapie zugute halten. Aber Yassir steht nun einmal für die Authentizität, für die Ehrlichkeit als solches (so steht es jedenfalls in der Pressemitteilung und kann man wohl auch so unterstreichen), wenngleich er sich stellenweise zu sehr in Phrasen verirrt.

An der musikalischen Untermalung der Tracks, dem Soundteppich zu „Paragraph 31“, gibt es aber wohl kaum überraschend wenig bis gar nichts auszusetzen (mit Ausnahme des recht langweilig lieblosen Beats zu "Kämpfersong") – bei diesem Produzenten-Lineup aber auch kein Wunder!



Anspieltipps: „Mein Leben“, „Therapie“, „Hart aber wahr“

Fazit: Solides Album mit weder Ausreißern nach unten noch ganz nach oben (vielleicht mit Ausnahme von „Therapie“, „Hart aber wahr“). Straßenrap der besseren Sorte!


© Geschrieben von Michael Bracher